Perciformes; Gobiidae; Oxudercinae;
Boleophthalmus boddarti (Pallas, 1770)



Freilandobservation von Boleophthalmus boddarti in Ben Tre (Bến Tre ; ベンチェ) im Mekong-Delta; Vietnam. Fotos: © "Yamaneko", 2004.*





Portrait und Kopfstudie von Boleophthalmus boddarti in Can Gio (カンゾー ; Cần Giờ); Vietnam, im Süden von Ho-Chi-Minh-Stadt (Thành phố Hồ Chí Minh), früher Saigon (Sài Gòn). Fotos: © "Yamaneko", 2004.*



Revierstreitigkeiten zweier Boleophthalmus boddarti an der Reviergrenze auf der Wattfläche in Can Gio; Vietnam, im Süden von Ho-Chi-Minh-Stadt. Fotos: © "Yamaneko", 2004.*

Boleophthalmus boddarti am Eingang zu seinem unterirdischen Bau in Can Gio; Vietnam, im Süden von Ho-Chi-Minh-Stadt. Fotos: © "Yamaneko", 2004.*

Boleophthalmus boddarti am Eingang zum seiner Höhle in Can Gio; Vietnam, im Süden von Ho-Chi-Minh-Stadt. Fotos: © "Yamaneko", 2004.*

Eine der drei D1-Varianten von Boleophthalmus boddarti, die gelbe Form. In Can Gio; Vietnam. Fotos: © "Yamaneko", 2004. *Alle Fotos mit freundlicher Erlaubnis.

Boleophthalmus boddarti, mit 9,38 cm, aus Phuket: ROM 68198.
Foto: © Rick Winterbottom, mit freundlicher Erlaubnis.

Etymologie (Herkunft und Bedeutung der Wörter.)
Boleophthalmus: Die Gattungsbezeichnung bezieht sich auf ihre Fähigkeit dieser Fische, ihre Augen schnell über das Niveau ihrer Augenhöhlen zu heben, zu "werfen", zu "schleudern", als ob die Augen herausgeschleudert, ausgeworfen, würden: aus "Bolê" (ausgeworfen) und "ophthalmôn" (= Auge. Cuvier & Valenciénnes, 1837.

Nach Schmettkamp, 1985 (p. 49) erfolge eine Beschreibung des Namens für diese Gattung die Nachvollziehbarer ist: "Von "Bolus" = Wurf, dass schleudern und "ophthalmôs" (= Auge) ..., die vorstreckbare und unabhängig voneinander bewegbare Augen besitzen, sie also hervor- (und herum-) schleudern können."
Wobei die Wortherkunft von "Bolê" nicht eindeutig nachvollzogen werden kann.
Hingegen die von "bólos" (βóλος) aus dem griechischen und "bolus" aus dem lateinischen; die Bedeutungsfacette zum tragen, bestimmt durch das Werfen; Wurf; Geschoss; Ballistik: = "bolae"; "bólos", "bélos", "bállo" (Köbler, 2007; p. 77).
Heutzutage könnte man es mit einer modernen Aussprachen/Übersetzung als "Wurf-" oder "Schleuderauge" bezeichnen.

boddarti: Die spezifische Artenbezeichnung wurde zu Ehren des niederländischen Arztes und Naturforschers Pieter Boddaërt (1730 - 1796) benannt, der Pallas Vermutung bestätigte, dass es sich bei dieser Art, die er erstmals im Museum des Apothekers L. Juliaans sah, um eine unbeschriebene Art handelte.
Umgangssprachliche Namen
Bangladesch ডাহোক (Ḍ'̔āhuka - "Dahuk")
China 薄氏大弹涂鱼 Báo shì dà tántúyú (Bo's Big Bomb Fish)
薄氏大彈塗魚 (Báo shì dà tántuyú - Bo’s Great Mudskipper)
Deutsch Glotzauge
Boddarts-Schlammspringer*
Boddartsche(r) Trichterfisch (Borowski, 1784)
Schlammspringer
Englisch Mudskipper
Goggle Eyed Goby
Boddart's Goggle-Eyed Goby
Finnland "Nuoliliejuryömijä" = Nuoli Liejuryömijä (engl.: Arrow Mudskipper; dt.: Pfeil-Schlammspringer)
Hong Kong Mudskipper
Indonesien Blodok (in Java)
Lunjat (in Java)
Italien Boleoftalmo di Boddart* (Boddart Boleophthalmus)
Japan ムツゴロウ Mutsugorô ("Mutsu Goro" war der Spitzname von Masanori Hata)
ブルースポットドラゴン (Blue-spotted dragon-fish)
ムツゴロウ属 Boleophthalmus
"Head-Shaking Mudskipper" (Kopfschüttelnder Schlammspringer)
Malaysien Belodok tembakul
Layar
Lunjat
Tembakul (Schlammspringer - Mudskipper)
Ubi
Ikan belacak binte biru
Boddart's Goggle-Eyed Goby; Goggle Eyed Goby
Myanmar Nga-daung-pyaut
Mud Skipper
Philipienen Bia
Thailand บู่ลาย - Bulai
Vietnam Cá bong sao
Cá Lác bô đa
Cá Thòi Lòi
Cá Thñi Lñi In
Cá Thòi Lòi In

* Vorgeschlagener Name. ** Vorgeschlagener Name von Polgar, 2013; FishBase.
Synonyme
Für Details siehe die Nomenklatur.
Verbreitung

Indo-West-Pazifik-Region: Von der Westküste Indiens, ab etwa Mumbai, Goa, über das Kap, die südliche Spitze des angrenzenden Sri Lankas, folgt das Vorkommen der Küstenlinie Indiens, Chennai (Tamil Nadu), Visakhapatnam, Kalkutta, dem Sundarbans-Nationalpark, Bangladesch, zu Myanmar (Birma), Malaysien, Singapur, den nördlichen Teil der Hauptinsel von Indonesien, West-Kalimantan, Borneo, Sarawak, Brunei Darussalam, Thailand, Kambodscha, Vietnam und ein kleiner Teil von China: Hainan, Zhanjiang, bis etwa Hongkong (Murdy, 1989; Bucholtz & Meilvang, 2005; Parenti & Jaafar, 2017).
Boleophthalmus boddarti ist sympatrisch mit B. dussumieri in der Nähe von Bombay (Mumbaī. Murdy, 1989).


Maximum registrierte Länge

135 mm SL; Murdy, 1989
220 mm TL; Kottelat et al., 1993


Diagnose

Gesamtelemente von D1 5; D2 24 - 26; Gesamtelemente der Afterflosse 24 - 26; Längsskalenzählung (Längsschuppen) 61 - 79; prädorsale Schuppen (Vorschuppen) 25 – 35; 1. D2-Element meist unsegmentiert und unverzweigt; Unterkieferzähne gekerbt (bifid). Große Flecken blasser als der Hintergrund entlang des Randes der D1-Membran, hinter den ersten 2 - 3 Dornen; Brustflossen mit einem geschwärzten Rückenrand (Murdy, 1989; Polgar & Crosa, 2009).
Artspezifischer Sexualdimorphismus: D1-Stacheln bei erwachsenen Weibchen länger (Swennen et al., 1995; Polgar & Crosa, 2009). Die Gattung zeichnet sich durch die stark verdickte Epidermis des Kopfes und des Rückens aus, die von Hautpapillen bedeckt ist; und durch ein rechteckiges Knorpelstück, dass die Breite des Beckengürtels überspannt.


Farbgebung (lebend)

Grundfarbe dorsal und lateral braun bis grünlich, ventral weißlich bis grau, hinter dem Anus und unter dem Kopf dunkler; Kopf und Rumpf mit bläulichen, schillernden kleinen Sprenkeln; dunkle bis schwarze Flecken auf Kopf und Nacken; ein dunkler Streifen kann vom vorderen Nasenloch bis zur dorsalen Spitze des Operculums vorhanden sein; 7 - 8 diagonale sattelförmige dunkelbraune bis schwarze Flecken auf dem Rücken, hinten meist unterhalb der seitlichen Mittellinie verlaufend; D1 grünlich mit zahlreichen kleinen blassblauen Sprenkeln, distal mit helleren Flecken (diagnostisch) hinter den ersten 2. - 3.-Stacheln; D1 gelb bei Jungtieren; D2 Membran grünlich, mit einer Reihe bläulicher Flecken zwischen den Strahlen; Schwanzflosse grau bis blau; Afterflosse hyalin mit einem dunklen Inframarginalstreifen, bis vollständig geschwärzt; Brustflossen mit orangefarbener bis gelber Membran, dorsal mit einem schwarzen bis dunkelbraunen Rand (diagnostisch); Muskelbasis der Brustflossen mit zahlreichen verstreuten weißlichen bis bläulichen Sprenkeln; Beckenflossen dorsal teilweise pigmentiert, ventral weißlich und proximal pigmentiert (Murdy, 1989; Polgar & Crosa, 2009).
Nach Murdy (1989) bei seinen Feldbeobachtungen in Malaysien, gibt es drei verschiedene Typen von der Ausfärbung der D1. Der häufigste D1-Flossentyp ist oben beschrieben.
Der zweite Typ ist vollständig gelb; nur einige subadulte Tiere weisen diesen Färbung auf.
Der dritte Typus wird nur von einigen erwachsenen Weibchen gezeigt: Die D1 ist rechteckiger als die typische adulte D1, und zusätzlich zu den kleinen bläulich-weißen Flecken gibt es zwei große, schwarze Flecken distal entweder vor oder hinter dem dritten Stachel.
Die Bedeutung oder der Sinn der verschiedenen D1-Typen war für ihn damals nicht ersichtlich.


Farbgebung (präserviert)

Grundfarbe dorsal und lateral dunkelgrau bis dunkelbraun, ventral weißlich bis gräulich, mit dunkelgrauen bis bläulichen Lippen und Kinn; ventroposteriorer Teil des Unterkiefers geschwärzt; Sattelbalken und dunkle Flecken am Kopf oft erhalten; D1 und D2 bläulich braun mit weißlichen Flecken; Schwanzflosse dunkelgrau bis braun; Afterflosse weißlich mit inframarginalem dunklem Band bis vollständig geschwärzt; Brustflosse dunkel mit pigmentiertem Dorsalrand; Beckenflosse weißlich bis dunkel (Murdy, 1989; pers. Obs.: Halbinsel Malaysia).


Ernährung

Ein pflanzenfressender benthischer Fresser: Er "kratzt" mit geöffnetem Maul die Schlammoberfläche den Biofilm mit seitlichen Bewegungen des Kopfes ab (benthische Diatomeen, Grünalgen; siehe Video unten: Khoo, 1966, zitiert in Clayton, 1993; p. 553).
Die detaillierte Untersuchung der Ernährung zeigt jedoch, dass alle Fische bis zu einem gewissen Grad Allesfresser sind und dass es Ernährungsunterschiede zwischen Jungfischen und ausgewachsenen Fischen gibt. Von über 1000 Exemplaren von Boleophthalmus boddarti wurden der Mageninhalt untersuchten, die an der Küste von Bombay in monatlichen Abständen über ein Jahr gesammelt wurden. Die Fische nehmen Algen, Kieselalgen, Polychaeten, Nematoden, Krebstiere, Krebstierlarven und Teleostereier auf. Die monatlichen Werte für das prozentuale Vorkommen zeigten, dass Krustentiere die dominierende Nahrung für Jungfische waren (Mutsaddi & Bai, 1969, zitiert in Clayton, 1993; pp. 553 – 554).
Wobei bei Untersuchungen keine Unterschiede zwischen beiden syntop vorkommenden und oft miteinander verwechselten Arten Boleophthalmus dussumierei = B. dussumieri und B. boddarti gemacht wird (Murdy, 1989). Es ist jedoch davon stark auszugehen das beide Arte die gleichen Ernährungsgewohnheiten im Verlauf ihres Lebenszyklus haben.


Fortpflanzung

Männchen springen zur Fortpflanzungszeit in die Luft, um ein laichbereites Weibchen in denn unüberschaubaren Wattflächen anzulocken.
Zum Ablaichen ziehen sich beide Tiere in die Höhle des Männchens zurück; die Einzelheiten seines Fortpflanzungszyklus sind in der Literatur nicht beschrieben, ähneln aber aller Wahrscheinlichkeit denen artverwandter Arten und dürfte innerhalb der Gattung die gleiche sein.


Ökologische Notizen

Lokal sehr häufig entlang der Meeressäume und in der pneumatophoren Zone von Mangrovenwäldern (Polgar & Crosa, 2009); die Erwachsenen graben Baue an den schlammigen Ufern von Bächen, von Flussmündungen und auf höheren Wattflächen, normalerweise nicht weit von der ersten Baumreihe entfernt . Bei Ebbe zeigt B. boddarti eine ökologische Trennung zwischen größeren Individuen, die auf unbewachsenem Gezeitenschlamm und in der Nähe des Wasserrands zu finden sind, und kleineren Individuen auf dem Waldboden und in der Pneumatophorzone; ein ähnliches Muster wurde in verschiedenen Habitaten desselben Ökosystems bei Periophthalmus gracilis und Oxuderces dentatus beobachtet, während ein scheinbar umgekehrtes Muster bei Ps. variabilis beobachtet wurde (Polgar & Bartolino, 2010).


Bemerkungen

Typusmaterial von Gobius boddarti Pallas ist nicht erhalten (A. Andriashev, in Literatur); die ursprüngliche Beschreibung und Abbildung reichten aus, um die Identität festzustellen (Murdy, 1989). Boleophthalmus boddarti wird in Thailand extensiv in Farmen gezücktet und konsumiert (Clayton, 1993).


Weitere Fotos


Illustration/en


Videos


"ปลาตีน (อังกฤษ: Mudskipper, Amphibious fish)" 25.04.2014Ort / Land: unbekannt, Thailand.
Revierstreitigkeiten: Zwei Boleophthalmus boddarti mit der gelben D1-Flossenvariante klären die Reviergrenzen auf sehr possierliche und fast schon rücksichtsvolle Art und Weise. Was auf subadulte Schlammhüpfer hinweist. Das rechte Tier mach dem potenziellen Rivalen klar, wo seine Grenze liegt und "schwänzelt" mehrmalig mit seiner Schwanzflosse. Das linke Exemplar wendet sich gegen Ende des Videos dann ab, und scheint die Reviergrenze mit einem einfachen einmaligen "schwänzeln" zu bestätigen.
Boleophthalmus boddarti - Blaupunkt-Schlammspringer ernährt sich vom Biofilm - Boleophthalmus boddarti - "Blue-spotted Mudskipper Feeding on Biofilm" 12.11.2016 Ort / Land: Henry-Insel, Westbengalen.
Aus dem Klapptext:
Bewohnt das Brackwasser von Flussmündungen und die Süßwasser-Gezeitenzone.
Boleophthalmus ist ein Pflanzenfresser, der sich durch eine Kopfbewegung von Seite zu Seite ernährt, um den feinen Oberflächenfilm aus Kieselalgen und Algen zu sammeln. Die Biofilme bestehen aus einer Matrix extrazellulärer polymerer Sekrete (Extracellular Polymeric Secretions = EPS) und sind in der Lage, Metalle und andere Verunreinigungen wirksam zu chelatisieren und deren trophischen Transfer in benthische Nahrungsnetze zu vermitteln.

Historische Texte
Siebenzehntes Geschlecht.

Gobius. Grundel, oder Trichterfische.


   Es ist dies Geschlecht in Gestalt und Lage der Auge und Flossen, den Roßsischen ( Blenniis ) am nächsten verwand. Die Augen stehen dicht zusammen und weit hervor oder können viel-mehr bei vielen und vielleicht den mehrsten, willkührlich hervorgetrie-ben und eingezogen werden, woher die Verschiedenheit kommt daß man sie bei einigen Exemplaren flach, bei anderen erhoben findet. Zwischen den Augen befinden sich zwei ungleich grosse Löcher. Die Kiemenhaut hat grössesten Theils vier Strahlen, und die Bauchflossen sind Trichterförmig zusammen gewachsen.

  3. Gobius Baddarti Pall.(Ehren-Taxa mit Schreib- oder Setzungsfehler!)
   Der Boddartsche Trichterfisch.

  Hat einen kürzern Kopf als die vorgehende Art, welcher dabei dick und ziemlich einförmig gewölbt ist. Die Augen sitzen zwar oben am Kopfe dicht beisammen, doch wenig hervor, sie sind länglich und haben einen weißen Stern.  Die Kiemenhaut hat vier bis fünf Rippen.
Die fordere Rückenflosse hat fünf Sfrahlen, deren Spitzen in weichen Fäden auslaufen, die zweite fünf und zwanzig. Die Brusstflossen sind rund und unten zwar fleischig, doch nicht an Armen befestigt und haben ein und zwanzig Strahlen, die nicht trichterförmige sondcrn mehr ausgebreitete muschelförmige ausgebreitete hat vier und dreißig, die Afterflosse fünf und zwanzig und die Schwanzflosse achtzehen.

Der After sitzt mit feinem kegeglförmigcn Zeugungsgliede näher am Kopfe.  Der ganze Fisch ist schieferfärbig mit kleinen weißen Schuppen und Flecken bedeckt, und am Bauche weiß, am Rücken aber zu jeder Seite mit sieben schwärzlichen und eben so viel ganz schwarzen Flecken bezeichnet.
Die ganze Länge beträgt sechs Zoll, und das Vaterland ist Ostindien.

Borowski, 1784; pp. 59, 62.


Internetreferenzen

 

  • Fricke, R., Eschmeyer, W. N. & R. van der Laan (Eds.), 2019
    ESCHMEYER'S CATALOG OF FISHES: GENERA, SPECIES, REFERENCES. World Wide Web electronic publication. calacademy.org, last version (05.08.2019).

  • Froese, R. & D. Pauly. Editors. 2019
    FishBase. World Wide Web electronic publication. fishbase.org, version (04/2019). first visited (../..).

  • Köbler, Gerhard, 2007
    Em. o. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Köbler; PDF: Altgriechisches Herkunftswörterbuch (p. 77). koeblergerhard.de. Erster Besuch (02.08.2019).

  • Polgar, Gianluca (Editor), 2013:
    TheMudskipper. World Wide Web electronic publication. themudskipper.org. version (07/05/2013), letzter Besuch (05.08.2019).

  • "Yamaneko", Akinori Kamiya, 2004
    ODN: World Wide Web electronic publication (in Japanese). www2.odn.ne.jp. First visited: 10.2011; Last visited & version 30.07.2021.


Letzte Aktualisierung: 30.12.2021